Ganzjahresreifen als Alternative zum Reifenwechsel?

Eierlegende Wollmichsau unter den Reifen oder überschätztes Multitalent? Wir haben Ganzjahresreifen mit ihren Stärken und Schwächen für Sie genau unter die Lupe genommen.

16.06.2014

Ganzjahresreifen Auto Pfuetze
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Die Alternative zum jährlichen Reifenwechsel finden viele Autobesitzer in den Ganzjahresreifen. So riskieren sie beim verspäteten Wechsel keinen Unfall durch Glätte oder belasten ihr Portemonnaie nicht durch Bußgeld, wenn im Frühling die Winterreifen noch drauf sind. Andere wiederum behaupten, dass Allwetterreifen ein unzureichender Ersatz sind und weder für heißes Wetter noch für winterliche Fahrbahnen geeignet sind.

In unserem informativen Magazin klären wir Sie über die Eigenschaften von Ganzjahresreifen auf und Sie erfahren, warum sie durchaus für einige Fahrer in Betracht kommen, für manche jedoch unzweckmäßig und stellenweise sogar gefährlich werden könnten. Hier finden Sie heraus, warum Allwetterreifen ein bisschen Sommer- und ein bisschen Winterreifen sind, diese jedoch nicht ersetzen können. Welche Hersteller bieten solche Reifen an?

1. Ganzjahresreifen und ihre Eigenschaften

Ganzjahresreifen vereinbaren die Eigenschaften von Sommer- und Winterreifen gleichermaßen. Letztere haben spezielle Profilblock-Verzahnungen, die einen besseren Grip gerade auf verschneiten Straßen gewährleisten. Sommerräder hingegen zeichnen sich durch eine geringere Profiltiefe und eine andere Anordnung der Rillen aus, da die meist trockene Fahrbahnbeschaffenheit zu dieser Jahreszeit andere Radmerkmale erfordert. Auch hinsichtlich der Gummimischung unterscheiden sich die Reifenarten, denn der höhere Naturkautschukanteil im Sommerreifen verhärtet bei kälteren Temperaturen und verliert so an Hafteigenschaft.

Ganzjahresreifen haben die Aufgabe, die verschiedenen Anforderungen der gegensätzlichen Jahreszeiten zu vereinen und sowohl die Merkmale eines Sommerreifens als auch die des Winterrades aufzuweisen. So sind die Rillen längs, aber ebenso nach Art des Blockprofils angeordnet, damit sowohl bei warmen Wetterverhältnissen und Nässe als auch bei winterlicher Witterung für sicheren Grip gesorgt ist.

2. Die guten und schlechten Seiten der Allwetterreifen

Wer sich für Ganzjahresreifen entscheidet, spart sich jährlich Nerven und Zeit mit dem zweimaligem Wechsel der Reifen. Da die Allwetterreifen ebenso wie Winterreifen mit M+S gekennzeichnet sind, dürfen sie laut StVO §2 Abs. 3a auch bei „Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis oder Reifglätte“ auf deutschen Straßen gefahren werden. Neben dem Reifenwechsel entfällt so auch der Kauf eines zweiten Satzes und die Reifenlagerung, die sorgsam ausgeführt werden sollte.

Zwar ist der Allwetterreifen in der Anschaffung im Vergleich zum saisonalen Reifen teurer, gleicht das aber durch den Umstand aus, dass nur vier anstatt acht Reifen besorgt werden müssen. Doch trotz der Vorteile bevorzugen viele Fahrzeughalter den Wechsel der Räder im Herbst und im Frühjahr. Denn viele Tests belegen, dass Allwetterreifen die Eigenschaften von Sommer- und Winterreifen nicht optimal vereinen: Verschiedene Hersteller von Ganzjahresreifen erreichten in den Bewertungen nicht mehr als ein „Befriedigend“, da zum Beispiel der Bremsweg bei winterlichen Wetterverhältnissen zwar nicht so lang wie bei Sommerrädern, jedoch deutlich länger als bei Winterreifen ist.

Vorteile Nachteile
kein Reifenwechsel erforderlich keine optimale Sicherheitsgewährleistung
kein zweiter Satz Reifen notwendig größere Wassermengen werden nicht verdrängt
keine Rädereinlagerung nötig höherer Spritverbrauch
auch bei Schnee erlaubt schnellere Abnutzung

Ebenso sind die Reifen nicht in der Lage, größere Wassermengen, wie sie durch schmelzenden Schnee entstehen, zu verdrängen. In der warmen Jahreszeit hingegen weisen die Allwetterreifen einen höheren Abrieb und somit eine schnellere Abnutzung und einen höheren Spritverbrauch auf trockener Fahrbahn auf.

3. Für wen eignen sich Ganzjahresreifen und wie lange sind sie haltbar?

Die Ganzjahresreifen haben trotz der genannten Nachteile für bestimmte Autofahrer Daseinsberechtigung. Gerade in der Großstadt ist diese Reifenart durchaus praktisch: Vereiste und verschneite Straßen sind hier eher seltener zu finden oder schon geräumt, bevor die Hauptverkehrszeiten beginnen. Ebenso besteht in der Stadt nicht die Möglichkeit, lange Strecken mit hoher Geschwindigkeit zu fahren, sodass der Gummi weniger abgenutzt wird.

Für Fahrzeugbesitzer, die wenig fahren, oder jene, die in milden und flachen Regionen mit wenig Schnee leben, bieten diese Reifen ebenfalls eine günstige Alternative. Wenn Sie allerdings regelmäßig auf verschneiten Straßen unterwegs sind, sollten Sie lieber auf das Schneestern-Symbol des Reifens achten und auf Ganzjahresreifen verzichten.

4. Die Qual der Wahl bei Allwetterreifen

Wenn sich der Kauf der Ganzjahresreifen für Sie lohnt und eine ideale Alternative ist, haben Sie beim Kauf die Wahl zwischen vielen verschiedene Herstellern: Dunlop, Goodyear, Pirelli, Hankook und Vredestein sind die beliebtesten und die Preisspanne reicht von knapp 50 Euro bis rund 500 Euro pro Reifen, wobei sich die einzelnen Fabrikate in Reifenbreite und Felgendurchmesser, Geschwindigkeits- und Tragfähigkeitsindex und Kraftstoffeffizienz unterscheiden.

Vor dem Erwerb sollten Sie sich über verschiedene Produkttests, wie sie der ADAC oder die Stiftung Warentest regelmäßig durchführen, informieren.