Die prekäre Parksituation in deutschen Städten

Parken kostet – Geld, Zeit und vor allem Nerven. Erfahren Sie, wie die Parksituation in Deutschland aussieht und welche Hilfsmittel bei der Parkplatzsuche nützlich sind.

27.02.2018

Parkplatz
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Insbesondere in Städten ist die tägliche Parkplatzsuche für viele ein großes Ärgernis. Doch nicht nur die eigentliche Suche, auch die angeblich zu hohen Gebühren erregen die Gemüter deutscher Autofahrer. Zurecht? Wir zeigen Ihnen, wie viel Parken in Deutschland kostet und wie groß die Unterschiede zu anderen europäischen Metropolen sind. Darüber hinaus stellen wir Ihnen verschiedene Konzepte, Projekte und Web-Anwendungen zur Entlastung der Parksituation in Deutschland vor und erklären, was diese bisher bewirkt haben.

1. Parkkosten in Deutschland

Schauen Sie sich die Parkgebühren verschiedener deutscher Großstädte an, werden hohe Preisspannen deutlich. In München zahlen Sie schnell sechs Euro (für zwei Stunden) für einen Parkplatz und in Hamburg entscheidet oft nur ein Kilometer Entfernung, ob Sie zwei oder vier Euro Parkgebühren aufbringen. Wie hoch die Parkplatzkosten sind, hängt auch davon ab, ob Sie „Off-Street“ parken – also abseits der Straße (z. B. in einem Parkhaus) – oder „On-Street“ – auf Parkplätzen am Straßenrand. Die folgende Tabelle zeigt Ihnen die durchschnittlichen Parkgebühren in deutschen Großstädten nach Art des Parkens.

Durchschnittliche Parkgebühren in Euro

Stuttgart

  • 2 Stunden On-Street: 7,00 €
  • 2 Stunden Off-Street: 4,69 €
  • München

  • 2 Stunden On-Street: 6,00 €
  • 2 Stunden Off-Street: 5,66 €
  • Hamburg

  • 2 Stunden On-Street: 6,00 €
  • 2 Stunden Off-Street: 4,75 €
  • Frankfurt a. M.

  • 2 Stunden On-Street: 6,00 €
  • 2 Stunden Off-Street: 4,15 €
  • Berlin

  • 2 Stunden On-Street: 6,00 €
  • 2 Stunden Off-Street: 3,65 €
  • Köln

  • 2 Stunden On-Street: 6,00 €
  • 2 Stunden Off-Street: 2,45 €
  • Düsseldorf

  • 2 Stunden On-Street: 5,80 €
  • 2 Stunden Off-Street: 2,39 €
  • Essen

  • 2 Stunden On-Street: 4,00 €
  • 2 Stunden Off-Street: 4,37 €
  • Bremen

  • 2 Stunden On-Street: 4,00 €
  • 2 Stunden Off-Street: 2,53 €
  • Dortmund

  • 2 Stunden On-Street: 3,00 €
  • 2 Stunden Off-Street: 3,99 €
  • Quelle: INRIX, Juli 2017

    Mit einem Blick ins europäische Ausland werden Sie schnell feststellen:
    Parken in Deutschland ist sehr preiswert.

    • Ganz oben auf der Rangliste europäischer Städte mit den teuersten Parkplatzgebühren steht London (Stand: 2016). Mit einer durchschnittlichen Parkgebühr von 10,40 Euro je Stunde versuchen die Londoner, möglichst viel Verkehr aus der Innenstadt herauszuhalten.
    • Auf Platz zwei und drei befinden sich Stockholm und Athen mit Parkplatzkosten von 7,80 bzw. 5,70 Euro.
    • Am günstigsten parken Autofahrer in Ost- und Mitteleuropa, in Sofia und Bukarest beispielsweise unter einem Euro die Stunde.

    Für Anwohner ist Parken in Deutschland ebenfalls günstig

    Warum viele Städter nicht auf das Auto verzichten, liegt häufig auch an den relativ preiswerten Anwohnerparkkarten.

    • In Berlin zahlen Anwohner beispielsweise etwas mehr als 20 Euro für ihre Parkkarte – und das für zwei Jahre.
    • Frankfurter zahlen 50 Euro für den gleichen Zeitraum und Hamburger, Kölner und Münchener 30 Euro im Jahr.

    Nur zum Vergleich: In Zürich kostet eine Anwohnerparkkarte fast 300 Euro im Jahr.

    Die Parkplatzsuche führt zu höheren Parkkosten

    Laut einer Studie von INRIX – einem weltweit führenden Anbieter von Services für das vernetzte Automobil und Verkehrsanalysen – verschwenden deutsche Autofahrer etwa 41 Stunden im Jahr bei der Parkplatzsuche. Die aufgewandte Zeit für die Suche, der zusätzliche Kraftstoff sowie die höhere Belastung durch Abgase verursachen Zusatzkosten von mehr als 40 Milliarden Euro pro Jahr – circa 900 Euro je Fahrer. Trauriger Vorreiter in Hinblick auf die Parkplatzsuche ist die Stadt Frankfurt am Main: Ganze 65 Stunden pro Jahr verbringen Autofahrer hier im Schnitt mit der Suche nach einem Parkplatz.

    Auch Bußgelder für Falschparker sind in Deutschland relativ gering

    Trotz der zusätzlichen Zeit, die für die Parkplatzsuche aufgebracht werden muss, verzichten viele nicht aufs Auto. Auch Strafzettel wegen Falschparken werden hierzulande gerne in Kauf genommen. Warum? Weil Falschparken genau wie Parkgebühren und Anwohnerparkkarten bei uns relativ günstig ist. So muss für falsches Parken oder Halten mit einem Bußgeld zwischen 10 und 20 Euro (sofern Sie nicht in einer Einfahrt stehen und abgeschleppt werden) gerechnet werden. Im belgischen Gent zahlen Sie für zu langes Parken oder Parken ohne Parkschein bis zu 150 Euro.

    2. Carsharing: Segen oder Fluch für die Parkplatzsituation deutscher Städte?

    Die Deutschen besitzen mehr als 40 Millionen Autos. Eine Stunde wird jedes Fahrzeug im Durchschnitt am Tag bewegt. Den Rest der Zeit stehen die meisten Autos auf Parkplätzen oder am Straßenrand. Das ist vor allem für Großstädte ein Problem, denn durch geparkte Autos wird der in der Regel knappe öffentliche Raum zusätzlich verkleinert.

    Um den Städtern eine Alternative zur Fahrt mit dem eigenen Auto zu bieten, wurde das Carsharing entwickelt. Es zeigt sich allerdings zunehmend, dass Carsharing nicht zur Lösung von Verkehrsproblemen in Ballungsräumen beiträgt, sondern den Parkdruck zusätzlich erhöht und die Parkplatzsuche erschwert. Darüber hinaus werden Carsharing-Fahrzeuge kaum genutzt. In Berlin beispielsweise wird ein Carsharing-Auto im Schnitt lediglich eine Stunde am Tag bewegt.

    Kritiker des Carsharing-Modells stellen zudem fest, dass Carsharing Menschen zu einer hohen „Bequemlichkeitsmobilität“ verleitet. Insbesondere in zentralen Lagen, in denen das öffentliche Verkehrsnetz sehr gut ausgebaut ist und kurze Entfernungen problemlos mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit dem öffentlichen Nahverkehr zurückgelegt werden können, sehen Kritiker Carsharing als eine Verschärfung der Verkehrsproblematik. Ähnlich verhält es sich mit dem mehr als 40 Jahre alten Park-and-ride-Konzept. Nach Ansicht einiger Verkehrsexperten reduziere P & R zwar das Verkehrsaufkommen in den Innenstädten, unterstütze jedoch weiterhin die Fixierung aufs Auto.

    3. Können Apps zur Entspannung der Verkehrslage und Parkplatzsituation beitragen?

    Wahrscheinlich ist Ihnen diese Situation bestens bekannt: Trotz rechtzeitigem Losfahren, kommen Sie zu spät zur Arbeit. Warum? Weil Sie sehr viel Zeit für die Parkplatzsuche aufbringen mussten. Um dem entgegenzuwirken, verhelfen verschiedene Unternehmen – allen voran ampido, Park2gether und Parku – mit Parkplatz-Sharing-Börsen Autofahrern zu freien Parkplätzen. Über Apps und Websites werden Parkplatzsuchenden ungenutzte Privatparkplätze und Einfahrten vermittelt. Wie funktioniert das Parkplatz-Sharing-Modell?

    Das Prinzip hinter der Parkplatz-Vermittlung ist simpel:

    • Der Besitzer bzw. Vermieter des Parkplatzes bietet seinen Parkplatz per Inserat auf der Plattform an und
    • der Suchende kann diesen mit wenigen Klicks buchen.

    Für beide Seiten bietet das Modell Vorteile:

    • Der Pendler spart sich die nervenaufreibende Parkplatzsuche und eventuell höhere Gebühren für Stellplatz oder Tiefgarage und
    • der Anbieter kann sich über einen kleinen Nebenverdienst freuen.

    Die Parkgebühren belaufen sich in den Metropolen Berlin, Hamburg und München auf etwa ein bis zwei Euro pro Stunde.

    Die Registrierung und das Inserieren sind bei allen Anbietern kostenlos. Dafür erhalten die Anbieter für jede Vermittlung eine – nicht unerhebliche – Provision. Ampido verlangt 30 Prozent der Mieteinnahmen als Provision, Park2gether 25 Prozent und Parku ein Drittel. Gerechtfertigt werden die relativ hohen Gebühren mit dem Service der jeweiligen Anbieter und dem Innovationsanspruch, das Sharing-Konzept noch weiter auszubauen.

    Auch durch Schranken versperrte Parkplätze stehen zur Verfügung

    Viele ungenutzte Privat- und Firmenparkplätze sind den Parkplatzsuchenden aufgrund von Schranken oder Gattern unzugänglich. Doch auch dieses Problem wurde gelöst. Der Sharing-Anbieter Parku öffnet mit seiner Version „Parku Sesam“ Schranken. Bedingung hierfür ist, dass Sensoren in Form von QR-Codes an den Schranken angebracht sind. Nutzer scannen den Code mit dem Smartphone und eröffnen sich so ihren Weg zum gewünschten Parkplatz. Für diesen Extra-Service berechnet Parku eine Provision von 50 Prozent.

    Per App Parklücken tauschen

    Nicht ums Sharing, sondern um die Weitervergabe von öffentlichen Parkplätzen geht es dem Anbieter Parkonaut. Per App wird Ihnen ermöglicht, einen freiwerdenden Parkplatz zu übernehmen oder Ihre eigene Parklücke anzubieten. Nutzer „kaufen“ bzw. „verkaufen“ ihre Parkplatz-Details. Ver- und gekauft wird allerdings nicht gegen Geld, sondern Punkte. Wenn Sie Ihren Parkplatz über die App weitergeben, bekommen Sie im Gegenzug dafür Punkte, mit denen Sie bei Bedarf einen neuen Parkplatz in Anspruch nehmen. Um die App zu nutzen, ist es erforderlich, Details des Fahrzeugs wie Modell, Farbe und einen Teil des Nummernschilds bei der Registrierung anzugeben.

    4. Verbessert die Erhöhung der Parkgebühren die Verkehrslage in den Städten?

    Viele Stadtplaner und Verkehrsexperten sind sich einig: Um die prekäre Lage der Parksituation in deutschen Städten in den Griff zu bekommen, führt kein Weg an der Erhöhung der Parkplatzgebühren vorbei. Nur mit einem cleveren Parkmanagement lasse sich die Anzahl der Autos in der Stadt reduzieren. Darüber hinaus bieten die zusätzlichen Einnahmen mehr Möglichkeiten zur Förderung nachhaltiger Mobilität. Ein positives Beispiel hierfür bildet das EU-Projekt Push&Pull, das insgesamt sieben Teilprojekte umfasst.

    Push&Pull: Druck ausüben und gleichzeitig Anreize schaffen

    Im April 2012 wurde eines der sieben Projekte in Nottingham eingeführt und getestet. Grundlage hierbei bildete die „Workplace Parking Levy“. Diese Parkplatzgebühr hatte jeder Arbeitgeber zu entrichten, der seinen Angestellten mehr als zehn Parkplätze zur Verfügung stellte. Es folgte ein großer Aufschrei, doch schon bald zeigten sich die ersten Erfolge. Viele Arbeitnehmer stiegen aufs Rad um oder nutzten den öffentlichen Nahverkehr, um zur Arbeit zu fahren. Die umgerechnet mehr als 10 Millionen Euro Mehreinnahmen wurden in den Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes investiert.

    Auch auf die Umwelt wirkte sich die Einführung der Gebühr positiv aus. Nottingham konnte seinen CO2-Ausstoß bereits 2016 gegenüber 2005 um 33 Prozent verringern. Geplant war eigentlich eine Reduzierung um 26 Prozent – allerdings bis 2020. Das Projekt zeigt, dass man durch ein ausgeklügeltes Parkmanagement viele Autofahrer dazu bewegt, auf nachhaltigere Verkehrsmittel umzusteigen und gleichzeitig mit den zusätzlichen Einnahmen das nachhaltige Mobilitätsangebot verbessert.
    Und genau dieses Ziel verfolgt Push&Pull:

    • Durch Druck wird der Autoverkehr reduziert,
    • durch Anreize nachhaltige Fortbewegungsmöglichkeiten gefördert.

    5. Fazit

    Parkplatzprobleme sind eine große Belastung für das tägliche Leben. Clevere Softwarelösungen und private Parkplatzvermittlungen bringen zwar keine große Kostenersparnis, können aber dabei helfen, den Verkehr, die Suchzeiten und die Umweltbelastung durch Abgase zu reduzieren. Eine dauerhafte Verbesserung der Parksituation kann dadurch allerdings nicht erreicht werden. Denn für die meisten Menschen ist das Auto nach wie vor die bequemste Möglichkeit, um von A nach B zu gelangen. Die Anzahl an Autos in den Städten steigt weiter und schneller als neue Parkplätze geschaffen werden. Nach Ansicht vieler Stadtplaner und Verkehrsexperten sind höhere Parkkosten sowie der Ausbau und die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs die einzige Lösung, um die Menschen dazu zu bringen, das Auto stehen zu lassen.