Zuverlässig vernetzt: So rüsten Sie WLAN in Ihrem Auto nach

Car Connectivity ist momentan das große Thema der Autohersteller. Um in älteren PKW die neue Technik zu nutzen, lässt sich WLAN auch nachrüsten.

26.04.2018

WLAN nachrüsten
Kostenlose Fahrzeugbewertung in nur 2 Schritten

Der große Themenkomplex Car Connectivity verspricht viel: Von der einfachen Internetnutzung im Auto über die Kommunikation mit anderen Fahrzeugen, der Umwelt oder dem Fahrer auch außerhalb des Wagens. Die Funktionen, die so ermöglicht werden, umfassen beispielsweise:

  • Externe Steuerung: Ähnlich zum Smart Home lassen sich aus der Ferne zum Beispiel die Heizung oder Klimaanlage steuern, sodass bei Fahrtantritt bereits eine angenehme Temperatur im Wagen herrscht. Ebenfalls lässt sich das Licht an- und ausschalten oder der Wagen verriegeln, ohne dass Sie im Auto sitzen.
  • Unfallhilfe: Optional sind verschiedene Sicherheitsfeatures aktivierbar. So steht Ihnen bei einem Notfall zum Beispiel ein SOS-Knopf zur Verfügung, der Sie unmittelbar mit einer Notrufzentrale verbindet. Auf Wunsch wird bei Auslösen des Airbags automatisch Hilfe gerufen. Mehr zum Thema eCall erfahren Sie hier.
  • Strecken- und Destinationsinformationen: Ist das Auto mit Internet ausgestattet, erfahren Sie unmittelbar und zuverlässig, ob ein Stau auf Ihrer Strecke liegt. Außerdem haben Sie die Möglichkeit, sich entweder zu einer Adresse oder einem generellen Ziel (der nächsten Apotheke, Bank etc.) navigieren zu lassen.
  • Übertragung von Apps: Sie haben die Möglichkeit, die Apps auf Ihrem Telefon mit dem Entertainment-Center Ihres Fahrzeugs zu synchronisieren.

Die Grundlage dafür liefert eine WLAN-Internetverbindung, die entweder schon über einen fest integrierten Hotspot sichergestellt oder über eine SIM-Karte nachgerüstet wird. Für den zweiten Fall bieten sich Ihnen verschiedene Möglichkeiten.

1. Optionen zur WLAN-Nachrüstung

Herstellereigene Angebote

BMW nennt es ConnectedDrive, Volkswagen Car-Net und Mercedes Comand Online – dahinter steckt in allen Fällen ein System, das die Autos vernetzt. Falls nicht direkt ein Modell mit eingebauter SIM-Karte und entsprechendem Datentarif erworben wurde, lassen sich die Systeme nachrüsten. Dann wird die Internetverbindung über das eigene Smartphone mittels einer ebenfalls herstellerspezifischen App hergestellt. Das bedeutet auch, dass Verbindungsqualität und Kosten maßgeblich vom eigenen Telefontarif abhängen.

Um die Services zu nutzen, ist immer eine Online-Registrierung Ihres Fahrzeugs nötig. Erst dann werden die gewählten Funktionen freigeschaltet.

Vorteile

  • Es lassen sich sämtliche Vorzüge der Connected Car-Technologie nutzen, nicht nur reines WLAN
  • Die Einrichtung ist simpel und wird auf den jeweiligen Herstellerseiten ausführlich erklärt

Nachteile

  • Es fallen neben den reinen Verbindungskosten für spezifische Services teilweise zusätzlich monatliche Gebühren an.
  • Es werden verschiedene Anforderungen an das Auto gestellt (z. B. spezielles Radio- und Navigationssystem)
  • Funktioniert nur, wenn Sie Ihr Smartphone dabei haben

Allgemeine Android- oder iOS-App

Auch weitestgehend unabhängig vom Hersteller lässt sich über das Smartphone WLAN ins Auto bringen. Androids Auto und Apples Carplay geben Ihnen die Möglichkeit, während der Fahrt die Funktionen des Smartphones über das Display des eingebauten Entertainment-Systems zu nutzen.

Vorteile

  • (Je nach Autohersteller) kostengünstiger als herstellereigene Angebote
  • Lässt sich (relativ) flexibel in ein neues Auto mitnehmen
  • Der Kauf von Hardware und der Abschluss eines zusätzlichen Datentarifs entfallen

Nachteile

  • Nicht alle Autos unterstützen die App für das jeweilige Betriebssystem
  • Auto und Smartphone dürfen nicht zu alt sein
  • Je nach Smartphone lässt sich keine kabellose Verbindung herstellen
  • Teilweise lässt sich das Smartphone nicht während der Verbindung laden, was zu Akku-Engpässen führt

CarFi

Diese handliche Hotspot-Lösung ist speziell auf die Nutzung im Auto zugeschnitten. Meist werden die kleinen, steuerknüppelähnlichen Geräte über den Zigarettenanzünder mit Strom versorgt und zeigen sich entsprechend unauffällig.

Vorteile

  • Mobil in jedem Auto einsetzbar
  • Günstig
  • Häufig mit zusätzlichem USB-Port ausgestattet, sodass parallel Akkuladung des Handys möglich ist

Nachteile

  • Sie benötigen eine separate SIM-Karte und damit auch einen zusätzlichen Datentarif

Internet-USB-Sticks

Surfsticks werden normalerweise für mobiles Internet am Laptop oder Tablet benutzt. Mithilfe eines USB-Adapters für den Zigarettenanzünder sorgen sie aber auch im Auto für eine WLAN-Verbindung.

Vorteile

  • Mobil und flexibel einsetzbar
  • Günstig
  • Besonders praktisch, wenn Sie ohnehin einen Surfstick für Laptop oder Tablet nutzen

Nachteile

  • Auch hier wird eine eigene SIM-Karte mit entsprechendem Datentarif benötigt
  • Je nach Modell lassen sich die Sticks nur mit einem Endgerät verbinden

2. Kostenfrage: Wie teuer kommt Sie WLAN im Fahrzeug zu stehen?

Je nach gewählter Methode unterscheiden sich die Preise deutlich. Zusätzlich ist jeweils zwischen Anschaffungs- und fortlaufenden Kosten zu unterscheiden.

Die teuerste Variante stellen ohne Frage die herstellereigenen Systeme dar, die dafür aber auch die umfangreichsten Services und nicht nur reines WLAN bieten. Bei VW werden jährlich für Dienste wie e-Remote oder den Sicherheitsmanager zwischen 60 und 99 Euro fällig. Wer das volle Paket nutzt, zahlt also im Jahr über 300 Euro.

Die App-Angebote sind zwar kostenlos im Appstore zu erwerben, verursachen teilweise aber ebenfalls vergleichsweise hohe Kosten. So veranschlagt beispielsweise BMW 300 Euro für die Freischaltung von Carplay, nach drei Jahren werden zusätzlich rund 100 Euro jährlich für die Nutzung fällig. Allerdings verlangt nicht jeder Hersteller laufende Gebühren.

CarFi und Surfstick sind die Preissieger

Die Einmalkosten für Surfstick und CarFi sind dagegen mit durchschnittlich 20 bis 80 Euro gering.

Bei allen Varianten sind zusätzlich die monatlichen Kosten für die Datennutzung zu beachten. Die Optionen, bei denen die SIM-Karte des Smartphones genutzt wird, fallen dabei etwas ungünstiger aus. Denn viele Tarife sind unflexibel und zwingen Sie bei Erhöhung des gewünschten Datenvolumens beispielsweise auch zu mehr Freiminuten. Die benötigen Sie nicht, treiben den Preis aber in die Höhe.

Wer also regelmäßig WLAN im Auto nutzen möchte, greift auf Optionen zurück, die eine eigene SIM-Karte erfordern. Mehrere Gigabyte Volumen erhalten Sie in reinen Datentarifen schon für rund 10 Euro im Monat.

Setzen Sie auf LTE
Achten Sie bei der Hardware-Auswahl darauf, dass das Gerät LTE-kompatibel ist. In der Theorie werden via UMTS hohe Datenübertragungs-
geschwindigkeiten erreicht. Doch in der Realität messen diese oft nicht mehr als 10 Prozent der angegebenen Höchstgeschwindigkeit. Gerade mit mehreren Nutzern im Fahrzeug ist entspanntes Surfen so schnell nicht mehr möglich.

3. Netzabdeckung: Wie stabil ist die Internetverbindung unterwegs?

Wie bei der mobilen Nutzung via Smartphone hängt die Qualität der Internetverbindung stark von der jeweiligen Region ab. Entscheidend ist aber in jedem Fall das jeweilige Netz und damit der Anbieter der gewählten SIM-Karte. Da alle vorgestellten Optionen zur Nachrüstung über das Mobilfunknetz operieren, hat deren Wahl keinen Einfluss auf die Verbindungsstärke.

Die großen Netzbetreiber (Vodafone, O2, Telekom) stellen Karten mit Informationen zur Netzabdeckung in verschiedenen Teilen Deutschlands bereit. Bevor Sie sich für einen Anbieter entscheiden, ist es sinnvoll, sich hier zu vergewissern, dass dessen Netzabdeckung in Ihrer Region zufriedenstellend ist.

Dennoch ist anzuraten, dass Sie sich realistische Vorstellungen von der Verbindungsqualität machen. Denn selbst unter idealen Bedingungen (bei dauerhaftem LTE-Empfang und in einem Ballungsgebiet ohne Funkloch) wird die Verbindung nicht mit Ihrem DSL-Anschluss vergleichbar sein. Größere Downloads oder Streams sind unterwegs daher nur sehr eingeschränkt möglich.

4. Fazit

  • Wer vorhat, alle Vorzüge der modernen Connected Car-Technologie zu nutzen, kommt nicht um die integrierten Systeme der Hersteller herum. Allerdings sind einige der zahlreichen Services zusätzlich zu zahlen.
  • Werden Sie WLAN im eigenen Auto nur selten nutzen, setzen Sie am besten auf die jeweilige Android- oder iOS-App, für die keine zusätzliche Hardware oder ein separater Datentarif nötig ist. Allerdings ist hier genau auf Kosten für die Nutzung beim jeweiligen Hersteller zu achten.
  • Nutzen Sie regelmäßig und intensiv WLAN im Fahrzeug, sind Surfsticks oder CarFi-Geräte die rentabelste Wahl.
  • Insgesamt sind realistische Ansprüche an die Verbindungsqualität im Auto angezeigt. Entspanntes Surfen ist kein Problem, das Streamen eines kompletten Spielfilms auf der Urlaubsreise wird dagegen eher zum Problem.