Fahrzeugsteuer: Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern

Deutschland hat mitunter den niedrigsten KFZ-Steuersatz im europäischen Vergleich für Diesel- und Benzinfahrzeuge. Aber welche Faktoren bestimmen die KFZ-Steuer in unserem Land und in den anderen Ländern genau? Wie kommt dieser Preis zustande und wie viel würden Sie für das gleiche Auto in anderen Ländern bezahlen?

13.06.2018

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1. Wie wird die KFZ-Steuer von anderen europäischen Ländern festgelegt?

In Deutschland wird die Höhe der KFZ-Steuer anhand der jeweiligen CO2-Emissionswerte der Fahrzeuge festgelegt. In anderen europäischen Ländern wird eine völlig andere Art von Berechnung vorgenommen. Diese Länder verwenden Faktoren wie Zylinderkapazität, Steuerkraft, die einzelnen Provinzen der Länder und andere, um den Betrag für die Kraftfahrzeugsteuer zu berechnen. wirkaufendeinauto.de erklärt, welche Faktoren in europäischen Ländern eine Rolle spielen, nutzt Daten und Beispiele, um die Ergebnisse der KFZ-Steuern zu berechnen, und gibt für jedes Land einen Rechner zur Berechnung der Steuern an.

Folgende EU-Länder wurden bei der Analyse betrachtet:

  • Deutschland
  • Belgien
  • Frankreich
  • Italien
  • Spanien
  • Schweden
  • Niederlande

Ein Fahrzeugvergleich

wirkaufendeinauto.de hat einige Autos verglichen, um die Unterschiede zwischen den Ländern zu verdeutlichen. Dazu wurden drei Autos in Betracht gezogen: ein Volkswagen Golf 2.0 TSI GTI (Benzin), Ford Fiesta 1.3 Futura (Benzin) und ein Peugeot 308 X-Line 1.6 HDIF (Diesel). Klicken Sie auf das untere PDF-Dokument, um alle Details zu sehen.

2. Deutschland: Die Kraftfahrzeugsteuer

Die Fahrzeugsteuer wird in Deutschland als "Kraftfahrzeugsteuer" oder KFZ-Steuer bezeichnet. Diese regelt, dass Autos, die ab 2009 zugelassen wurden, mehr bezahlen, wenn sie umweltschädlicher sind. Zuerst wird ein Blick auf den Euro-Motor des Fahrzeugs geworfen. Bei einem Euro 1- und einem Euro 2-Motor basiert die Berechnung nur auf dem Hubraum und dem Kraftstoff. Für jede weitere 100 cm3 Hubraumkapazität wird ein bestimmter Betrag gezahlt, der von der Kraftstoffart abhängt. Bei einem Euro 1-Dieselauto sind das 27,35 € pro 100 cm3, bei einem Euro 1-Benzinauto beläuft sich der Betrag pro 100 cm3 auf 15,13 €, bei einem Euro 2-Dieselauto zahlen Fahrer 16,05 € pro 100 cm3 und schließlich 7,36 € pro 100 cm3 für ein Benzinauto mit Euro 2-Motor.


Mit einem Euro 3-Diesel oder einer höheren Schadstoffklasse wird die Berechnung komplexer. Wurde das Auto vor dem 30. Juni 2009 registriert? Für einen Diesel zahlen Sie dann 6,75 € pro 100 cm3 Hubraum und für Benziner 15,44 € pro 100 cm3. Für Fahrzeuge, die nach dem 30. Juni 2009 zugelassen wurden, sind die Kosten für den Hubraum niedriger, es entstehen jedoch zusätzliche Kosten für CO2-Emissionen. Für jedes Gramm CO2-Ausstoß (über der Untergrenze) werden 2 € gezahlt. Zwischen dem 1. Juli 2009 und dem 31. Dezember 2011 betrug die Untergrenze 120 Gramm CO2, zwischen dem 1. Januar 2012 und dem 31. Dezember 2013 110 Gramm und wenn das Auto nach dem 1. Januar 2014 zugelassen wurde, 95 Gramm.

Beispielrechnung:

Für dieses Beispiel nehmen wir einen Renault Clio mit Euro-5-Motor, zugelassen im Jahr 2010, CO2-Emissionen von 155 g / km und einem Hubraum von 1598 cm³:

  • Pro 100 cm3 Hubraum werden 2 € gezahlt. Also: 15,98 x 2 = 31,96 €
  • Auto ist im Jahr 2010 registriert, sodass die CO2-Untergrenze 120 ist. Steuerpflichtiges CO2 ist 155 – 120 g / km = 35 g
  • Kosten für CO2-Emissionen: 35 x 2 = 70 €
  • KFZ-Steuer = 31,96 + 70 = € 101,96

PDF-Datei: Sehen Sie hier einen Überblick über die Funktionsweise der KFZ-Steuer in Deutschland

3. Die Niederlande: „Wegenbelasting“ - Faktoren für die Fahrzeugsteuer

Die Höhe der Steuern, die Menschen für ihr Auto zahlen, fällt in den Niederlanden sehr unterschiedlich aus. Wie diese sich zusammensetzt, hängt von einer Anzahl von Faktoren ab:

  • Das Gewicht des Fahrzeugs: Je schwerer das Fahrzeug ist, desto schwerer ist es auch für die Straße. Schwere Autos belasten die Straßen mehr. Dies ist die Logik hinter der Tatsache, dass schwere Autos mehr KFZ-Steuern zahlen müssen. Sie finden das Gewicht Ihres Autos in Ihrem Fahrzeugschein vermerkt.
  • Außerdem ist die Art des Brennstoffes für die Berechnung wichtig. Dieselautos sind schwerer als Benzinautos. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Dieselautos der Umwelt viel mehr Schaden zufügen. Am wenigsten belastet ist Benzin, gefolgt von LPG mit einer G3-Anlage und Erdgas.
  • Neben der Kraftstoffart und dem Gewicht des Autos wird der CO2-Ausstoß des Autos betrachtet. Fahrzeuge mit einem CO2-Ausstoß von null Gramm sind von der KFZ-Steuer ausgeschlossen, wodurch ihre Besitzer nichts zahlen müssen. Autos zwischen 0 und 50 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer zahlen nur die Hälfte der KFZ-Steuern. Fahrzeuge mit einem CO2-Ausstoß über 50 Gramm müssen die volle Höhe bezahlen.
  • Zusätzlich zu dem oben genannten Ergebnis, werden Provinzzuschläge dazugezählt. Dies ist der Steuerbetrag, den die Provinzen in den Niederlanden auf die Einwohner erheben. Jede der 12 Provinzen bestimmt die Höhe der Zuschläge selbst und das ist die einzige Steuer, die die Provinzen auf ihre Bewohner erheben. Das Seltsame ist, dass nicht jeder Einwohner diese Steuer zahlt, weil nicht jeder im Besitz eines Fahrzeugs ist. Abgesehen davon müssen die Einnahmen nicht in Straßen sowie Verkehrseinrichtungen investiert werden.

4. Belgien: „verkeersbelasting“

In Belgien wird die Kraftfahrzeugsteuer "verkeersbelasting" genannt. Die Berechnung erfolgt in zwei Schritten. Zuerst gibt es einen Grundtarif. In weiterer Folge werden die sogenannten Ecomali und Ecoboni gezählt. Letzteres wird auch als "grüne Schicht" bezeichnet. Abhängig von dem Euro-Motor und der Art des Kraftstoffs gibt es einen Abschlagssatz bezüglich der Erhöhung des Grundtarifs.

Der Grundtarif: Insgesamt gibt es 17 verschiedene Kategorien für den Grundtarif, mit jeweils einem eigenen Steuersatz. Diese Steuersätze beziehen sich auf die Zylinderkapazität des Wagens oder die Steuerkraft des Wagens.

Groene laag (Die Grüne Ebene) [Ecoboni / Ecomali]: Die grüne Schicht (groene laag) soll die Steuerbelastung für umweltschonende Autos reduzieren und die umweltschädlichen Autos stärker besteuern. Die Ecoboni und Ecomali sind zwei Prozentsätze, die zum Grundtarif addiert werden. Da es sich dabei um einen negativen Prozentsatz handeln kann, ist ein Rabatt auf den Grundtarif möglich. Der erste Prozentsatz wird berechnet, indem die Grammmenge des CO2-Ausstoßes vom unteren Grenzwert von 122 g / CO2 subtrahiert wird. Diese Zahl wird mit 0,3 multipliziert. Wenn der CO2 g / km-Wert unter 122 liegt, kommt ein negativer Prozentsatz als Ergebnis zustande.

Der zweite Prozentsatz wird einer Tabelle entnommen und basiert auf dem Euro-Motor und der Kraftstoffart. Benziner mit einem Euro-4-Motor oder höher, haben einen negativen Prozentsatz. Der erste und der zweite Prozentsatz werden zusammengezählt und die Summe dem Basissatz dazu addiert.

Beispielrechnung:

Stellen Sie sich vor, Sie besitzen einen Ford Focus mit einem Hubraum von 2, der mit Benzin fährt, einen CO2-Ausstoß von 100 g / km und einen Euro 6 Motor hat.

  • Der Grundpreis: 421,61 € (siehe Tabelle mit dem Hubraum von 2)
  • Prozentsatz 1: (100 - 122) x 0,3 = -6,6%
  • Prozentsatz 2: für Benzinautos mit einem Euro 6 Motor beträgt der Prozentsatz -15%
  • Grüne Ebene = (Prozent 1 + Prozentsatz 2) × 421,61 = (-6,6% + -15%) × 421,61 = € -91,07
  • Verkeersbelasting = Grundpreis + groene laag = 421,61 - 91,07 = € 330,54

Quelle: Sehen Sie hier die Tabellen mit Daten für die Basisrate und die Grüne Ebene an

5. Italien: „Bollo Auto“

In Italien heißt die Fahrzeugsteuer „Bollo Auto“. Der für den Bollo Auto gezahlte Betrag basiert auf dem Euro-Standard des Motors und der steuerlichen Hubraumeinheit des Fahrzeugs. Die Steuer wird durch Multiplikation der Anzahl der Kilowatt des Fahrzeugs mit einem bestimmten Betrag berechnet. Dieser Betrag hängt vom Euro-Standard des Motors ab und davon, ob das Fahrzeug mehr oder weniger als 100 Kilowatt hat. Je niedriger die Euro-Norm, desto höher sind die Kosten pro Kilowatt, da ein älteres Auto als umweltschädlicher angesehen wird. Autos über 100 Kilowatt zahlen daher mehr für die Fahrzeugsteuer.

Diese Berechnungsmethode wird in ganz Italien identisch angewendet, jedoch variieren die Steuersätze zwischen den einzelnen Provinzen. Deshalb sollten Sie zuerst Ihre Provinz im Rechner auswählen, damit die korrekten Steuersätze für Sie angezeigt werden.

Beispielrechnung:

Wer in der Toskana wohnt, ein Auto mit 124 Kilowatt und Euro-Standard 4 fährt, zahlt für sein Fahrzeug die folgende Summe:

  • Rate bis zu 100 kW = 100 x 2,71 = € 271
  • Rate von 100 bis 124 kW = 24 x 4,26 = € 102,24
  • Gesamt Bollo Auto = 271 + 102,24 = € 373,24

PDF-Datei: Sehen Sie sich hier alle Steuersätze der verschiedenen Provinzen Italiens an

6. Spanien: „Impuesto de circulación“

In Spanien wird die Fahrzeugsteuer "impuesto de circulación" genannt. Wie auch in Frankreich, basiert die Berechnung auf der Region und der steuerlichen Hubraumeinheit des Autos. In Spanien jedoch ist das Land nicht nur nach verschiedenen Steuersätzen für die Provinzen unterteilt. Auch spezifische Städte und Dörfer haben ihre eigenen Preise. Insgesamt gibt es mehr als 8.000 Gebiete, die jeweils eigene Tarife haben. Für die verschiedenen Klassen der steuerlichen Hubraumeinheit haben wir die Hauptregionen des Landes in Betracht gezogen.

PDF-Datei: Sehen Sie sich hier die Regionen in Spanien und ihre entsprechenden Preise an

7. Schweden: „Vägskatt“

Die Steuer, die Sie in Schweden für Ihr Auto bezahlen, nennt sich "vägskatt". Die Währung der Schweden ist die „Schwedische Krone“. Um die Kosten für das Vägskatt zu berechnen, wird für jedes Fahrzeug ein Grundpreis berechnet. Der Basiszinssatz beträgt 360 Kronen (35,73 €). Die Summe, die zusätzlich zum Grundpreis gezahlt wird, lässt sich anhand von Kraftstoffart und CO2-Emissionen ermitteln. Der Kraftstofftyp ist in drei Kategorien eingeteilt: "Benzin", "Diesel" und "andere".

  • Autos mit Benzinantrieb zahlen zusätzlich zum Grundtarif 22 Kronen (2,18 €) für jedes Gramm, welches über 111 Gramm CO2-Emissionen pro Kilometer liegt.
  • Für Dieselautos werden 22 Kronen für jedes Gramm CO2 über 111 Gramm berechnet. Dieses Ergebnis wird jedoch mit 2,37 multipliziert. Schließlich werden weitere 250 Kronen (24,81 €) dazu addiert, zuzüglich des Grundtarifs. Auf diese Weise sind Dieselautos, die am stärksten besteuerten Fahrzeuge.
  • Bei Fahrzeugen anderer Kraftstoffarten werden für jedes Gramm CO2-Emissionen über 111 Gramm zusätzlich zum Grundtarif 11 Kronen (1,09 €) gezahlt.

Beispielrechnung:

Sie fahren ein Dieselauto mit einem CO2-Ausstoß von 148 g / km. Die Berechnung ist wie folgt:

  • Der Basispreis beträgt 360 Kronen
  • Steuerpflichtige CO2-Emissionen = 148 - 111 = 37
  • Zusatzkosten für CO2-Emissionen = 37 x 22 x 2,37 + 250 = 2,179
  • Vägskatt = 2,179 + 360 = 2,539 Kronen (oder 251 €)

9. Fazit

Alle europäischen Länder besteuern Autobesitzer mit einer Fahrzeugsteuer, jedoch ist die Art und Weise, wie dies geschieht, nicht in allen Ländern die selbe. Tatsächlich wenden alle Länder unterschiedliche Regeln an und die Steuer wird auf eine völlig andere Weise bestimmt. Verschiedene Faktoren, die die Berechnung beeinflussen sowie Werte, die mit den Faktoren zusammenhängen, führen zu großen Unterschieden bei der Kostenkalkulation. Hier sehen Sie eine Zusammenfassung der auffälligsten Unterschiede in Europa:

  • In vielen Ländern wird die Fahrzeugsteuer auf Grundlage der Umweltverschmutzung berechnet, indem für jedes Gramm ausgestoßenes CO2 eine Gebühr erhoben wird (wie in Deutschland, Belgien und Schweden)
  • In Deutschland werden umweltschädliche Autos am stärksten besteuert. Autos, die ab 2009 zugelassen wurden, zahlen mehr, wenn sie umweltschädlicher sind.
  • Die Niederlande sind das einzige europäische Land, welche das Fahrzeuggewicht in die Berechnung mit einbeziehen. Ein Dieselauto ist in den Niederlanden um ein Vielfaches teurer. Bei über 50 g CO2 wird der volle Steuersatz gezahlt, zwischen 0 und 50 der halbe und bei 0 Gramm Emissionsausstoß gibt es eine Ausnahme. Daher wird die Grammzahl nicht genau berechnet. Zudem müssen in den Niederlanden die Einnahmen aus den Provinzzuschlägen nicht für das Straßennetz oder die Infrastruktur ausgegeben werden.
  • In Schweden spielt der CO2-Ausstoß eine große Rolle, da dort nur die CO2-Emissionen und der Kraftstofftyp des Autos berücksichtigt werden.