Ist es sinnvoll, in einen angehenden Oldtimer zu investieren?

Oldtimer scheinen eine attraktive Variante der Geldanlage zu sein. Daher ist der Reiz ein solches Fahrzeug zu besitzen für viele Autofahrer besonders groß.

28.11.2017

Youngtimer als Wertanlage
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Was gibt es schöneres, als eine Rarität in der Garage stehen zu haben, die auch noch mit jedem Jahr an Wert gewinnt? Da ein Oldtimer in seiner Anschaffung sehr teuer ist, scheint es sinnvoll zu sein einen Youngtimer zu kaufen, der auf dem bestem Weg zum Oldtimer ist. Dabei stellt sich jedoch die Frage, ob sich eine solche Investition wirklich lohnt. Ein altes Fahrzeug, das sich im originalen Zustand befindet, wird aber nicht immer zu einem Oldtimer.

Die Investition in originale Ersatzteile und in die Pflege eines solchen Autos ist immer mit finanziellen Risiken verbunden. Es besteht die Frage, ob die Vorzüge bei der KFZ-Steuer und der Autoversicherung die Vorgaben aufwiegen, die einem Oldtimer auferlegt werden. Daher sollten Sie sich die Vor- und Nachteile, in einen künftigen Oldtimer zu investieren und den Unterschied zwischen gewöhnlichen alten Autos und Oldtimern bewusst machen.

1. Was macht einen Oldtimer aus?

In Deutschland sind die Richtlinien für Oldtimer klar definiert. § 2 Nummer 22 der Fahrzeug-Zulassungsverordnung (FZV) legt fest, dass Oldtimer Fahrzeuge sind, die vor mindestens 30 Jahren erstmals zugelassen wurden. Weiterhin regelt dieser Paragraph, dass ein Oldtimer weitestgehend vollständig dem Originalzustand entsprechen muss und in einem gut erhaltenen Zustand zu sein hat. Auch technische Mängel im Kontext der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) dürfen unter Berücksichtigung des zeitgenössischen Standes der Technik sowie der damaligen Vorschriften nicht vorhanden sein. Das bedeutet, dass bei der Begutachtung die Richtlinien aus der Zeit, in der das Auto erstmals zugelassen wurde, angewandt werden.

Was verhindert die Erteilung einer H-Zulassung?

Entspricht das Fahrzeug den zuvor genannten Kriterien, gilt es als Oldtimer zur Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes und erhält nach § 9 FZV eine H-Zulassung zur Kennzeichnung historischer Fahrzeuge. Nicht erteilt wird ein H-Kennzeichen, wenn deutlich jüngere Komponenten im Fahrzeug verbaut wurden. Auch ein stärkerer Motor älteren Typs, der erst später erhältlich war, gehört beispielsweise zu solchen Bauteilen, die sich negativ auf die Erteilung einer H-Zulassung auswirken..

Welche Vorteile bringt die H-Zulassung mit sich?

Je nach Hubraum des PKW bringt ein H-Kennzeichen Vorteile bei der KFZ-Steuer und den Versicherungsbeiträgen. Die Steuererleichterung ergibt sich aus der Definition des Oldtimers als Element zur Pflege von Kulturgütern. Versicherungen begründen ihre günstigen Tarife für PKW mit H-Zulassung damit, dass Oldtimer in der Regel deutlich seltener im Straßenverkehr gefahren werden als Alltagsfahrzeuge. Wegen ihrer steten Wertsteigerung werden sie meist auch deutlich pfleglicher behandelt.

2. Was ist ein Youngtimer?

Als Youngtimer werden umgangssprachlich ältere Fahrzeuge bezeichnet, die zwar als Liebhaberfahrzeug gehandelt werden, aber noch keine Oldtimer sind. Sie können ohne weiteres als Alltagsauto genutzt werden. Oft werden sie auch in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten, um später die Anforderungen der Oldtimerzulassung erfüllen zu können. Bis zum 28. Februar 2007 wurde in der 49. Ausnahmeverordnung der StVZO festgelegt, dass ein Fahrzeug im Alter von 20 bis 30 Jahren als Youngtimer gilt. Aktuell ist dort nur noch geregelt, ab wann ein KFZ als Oldtimer eingestuft wird. Youngtimer sind im deutschen Recht nicht mehr definiert.

Welche Anforderungen müssen angehende Oldtimer erfüllen?

Angehende Oldtimer, beziehungsweise Youngtimer, müssen dieselben Anforderungen erfüllen wie ein Oldtimer. Zumindest dann, wenn sie im Alter von 30 Jahren eine H-Zulassung erhalten sollen. Das bedeutet, dass auch diese Fahrzeuge zur Erhaltung des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes genutzt werden. Ihr Zustand muss außerordentlich gut sein und sämtliche Reparaturen müssen mit originalen Bauteilen durchgeführt werden. Diese Eigenschaften gehen im Idealfall mit einer spürbaren Wertsteigerung einher, was sich mit dem Oldtimer-Status nur noch mehr verstärkt. Allerdings ist selbst ab dem Oldtimer-Status nicht garantiert, dass das Auto weiter an Wert gewinnt. Da Youngtimer keiner gesetzlichen Festlegung mehr unterliegen, gibt es für sie in der Regel auch keine Vergünstigungen für die KFZ-Steuer oder Versicherung.

3. Warum ist es sinnvoll, in angehende Oldtimer zu investieren?

Viele Youngtimer haben in den vergangenen fünf Jahren erheblich an Wert gewonnen. Dies zeigt unter anderem der Marktspiegel 2016/17, der die Preisentwicklung von Gebrauchtwagen seit 2011 betrachtet. Gerade besondere Varianten älterer Fahrzeuge sind bei Sammlern sehr begehrt. Je weniger von ihnen insgesamt produziert wurden, desto besser. Sie sind bei Kennern spätestens als Oldtimer zur Wertanlage sehr gefragt. Die weitere Wertentwicklung eines Oldtimers ist dabei abhängig von seiner Seltenheit und dem Interesse an ihm. Außerdem bieten anerkannte Oldtimer einige Vorzüge im Vergleich zu gewöhnlichen alten Fahrzeugen.

Gewöhnliches altes Fahrzeug Oldtimer
Regulär berechnete KFZ-Steuer Pauschale KFZ-Steuer: jährlich 191,73 Euro für Autos oder 46,02 Euro für Motorräder
Regulär berechneter Versicherungsbeitrag Vergünstigter Versicherungsbeitrag
Ersatzteile für Reparaturen können neu oder vom Schrottplatz sein. Ersatzteile für Reparaturen müssen zeitgenössisch sein.
Bis auf wenige Ausnahmen:
Stetiger Wertverlust
Bei entsprechender Pflege:
Wertsteigerung/Wertstabil

Viele aktuelle Youngtimer wurden in den 90er Jahren erstmals zugelassen. Anders als aktuelle Oldtimer aus früheren Jahrgängen sind Youngtimer in der Regel auch heute noch alltagstauglich. Ihre Motoren sind beispielsweise stark genug, dass sie niemanden im Stadtverkehr behindern. Viele von ihnen fallen durch eine leichte Bauweise auf. Dies und die Tatsache, dass sie nur wenige Energiefresser wie eine Klimaanlage oder Assistenzsysteme besitzen, sorgen für einen moderaten Spritverbrauch. Auch die Reparatur vieler Youngtimer ist deutlich einfacher als die moderner Autos. In ihnen ist nur wenig Elektronik verbaut und es wird kein Computer benötigt, um Fehler auszulesen. Das macht es deutlich einfacher, selbst Reparaturen durchzuführen.

4. Welche Modelle sind für eine Investition attraktiv?

Es muss gar nicht viel Geld investiert werden, um einen vielversprechenden Youngtimer zu erwerben. Bereits mit weniger als 5.000 Euro lassen sich Fahrzeugmodelle finden, die eine eindeutig positive Wertentwicklung aufweisen. Für Interessierte bietet sich in jedem Preissegment eine Auswahl an PKW, die auf dem besten Weg zur Oldtimer-Zulassung sind. Die Jahreszahlen der folgenden Autos beziehen sich entweder auf die Produktionsjahre des Modells oder auf die Zeitspanne, innerhalb derer eine spezielle Variante gefertigt wurde.

< 5.000 Euro ab 5.000 Euro ab 10.000 Euro ab 20.000 Euro
Fiat Panda (1989-2003) Audi TT (1998-2005) Mercedes S-Klasse (1991-1998) BMW M3 E30 (1986-1991)
Fiat Coupé (1994-2000) BMW Z3 Coupé (1998-2002) Opel Speedster (2000-2005) Mercedes W 124 Cabrio (1991-1997)
Lancia Thesis (2002-2009) Mazda MX 5 (1989-2002) Porsche 928 GT (1989-1991) Porsche 911 (1993-1998)
Renault Twingo (1993-2007) Mercedes 190 (1982-1993) Porsche 968 (1991-1995) Renault Sport Spider (1995-1999)
VW Golf III VR6 (1991-1997) VW Golf I Cabrio (1979-1994) Smart Crossblade (2002) Renault Alpine A610 (1991-1995)

5. Lohnt es sich, in angehende Oldtimer zu investieren?

Aktuelle Youngtimer eignen sich mittlerweile sehr gut als Alltagsfahrzeuge und es ist zunächst weniger problematisch, das eigene Auto zu verkaufen und ganz gezielt in einen angehenden Oldtimer zu investieren. Wer sich an einfache Reparaturen selbst heran traut, kann dabei sogar noch Geld sparen. Es ist jedoch wenig ratsam einen Youngtimer intensiv zu nutzen, der eigentlich zur Geldanlage bestimmt ist. Denn starke Gebrauchsspuren beeinflussen die Wertentwicklung erheblich. Das zeigt sich besonders bei Garagenfunden mit geringer Laufleistung, die sich nach Beseitigung eventueller Standschäden teuer verkaufen lassen. Allerdings besteht bei jedem Youngtimer auch ein gewisses Restrisiko, dass die prognostizierte Wertentwicklung gar nicht eintrifft.

Wer sein Auto jedoch als Gebrauchsgegenstand nutzt, hat spätestens ab der Erteilung der H-Zulassung ein Problem. Denn dann sind Parkrempler und ähnliche Schäden, die beim Alltagsgebrauch auftreten, besonders ärgerlich. Um die Wertsteigerung beizubehalten, muss das Fahrzeug auch weiterhin in bestem Zustand sein. Das bedeutet aber auch, dass künftige Reparaturen teurer werden. Die Beschaffung originaler Ersatzteile wird mit der Zeit immer kostenintensiver, weil sie kaum noch hergestellt werden. Eine Investition in einen angehenden Oldtimer ist also nur dann sinnvoll, wenn das Auto mit der H-Zulassung nicht weiter als Gebrauchsgegenstand genutzt werden soll. Wer ausreichend finanzielle Mittel hat, um sich ein zweites Fahrzeug anzuschaffen, das nur selten bewegt wird, kann mit einem angehenden Oldtimer eine wirklich gute Investition tätigen.